Monday, July 23, 2007

Bloggen

Kann man eine Schreibblockade haben, wenn man keinen Sex hat? Es gibt da jemand der das bejaht. Ich weiß es nicht, muss ich direkt mal beobachten. Aber eigentlich bin ich nur gehemmt, weil ich jetzt merke, dass es nicht so einfach ist. Meine Freunde trauen sich schon kaum was zu erzählen, weil sie befürchten, dass ich es in den Blog schreibe. Ich werde meine Posts nochmal durchgehen und selbst zensieren, die ständigen Prozesse, wie sie Dieter Bohlen führt, möchte ich nicht am Hals haben.

Aber über Herrn Pfannkuch könnte ich mal was schreiben, riskiere ich mal. Das war mal mein Chef. Herbert Pfannkuch war ein kleiner dicker Mann aus dem Schwabenland. Im Gesicht drückten die Backen, so dass er eine sehr undeutliche Aussprache hatte, dazu noch schwäbisches Vokabular anwand. Einmal sprachen wir im Beisein seiner Sekretärin, die er regelmäßig anschrie, über Frauen im Beruf.
Er sagt: "I sch(l)affe gern mit Frauen" Ich war mir nicht sicher ob das L wirklich ein L sein sollte oder ob es wegen seinen fetten Backen raussprudelte. Wir fragten nochmal mit entsetzten Blick nach. Als er versuchte den Satz deutlich auszusprechen, merkten wir, er meinte: "Ich arbeite gerne mit Frauen." Der Schwabe sagt halt: "I schaffe..."

Ich bewarb mich auf die Annonce: Renommiertes Unternehmen sucht Architekt oder Bauingenieur für anspruchsvolle Aufgaben, bewerben sie sich unter Chiffre.... und wurde zum Gespräch geladen, in eine Villa in Jena. Herr Pfannkuch war Geschäftsführer einer Bauentwicklungsgesellschaft, Tochter einer Gesellschaft, die wiederum Tochter einer Stiftung ist, mit 50% Anteilen aus einer GmbH. Bisher haben die den eigenen Wohnungsbestand saniert und ein paar Kitschbuden gebaut. Ich sollte alle Freiheiten haben, so eine Siedlung wie in Stammheim wollte er auch mal bauen und einen Architekturpreis holen. Ich dachte okay, probier ich mal aus und sagte zu. Als erstes wurde ich auf einer Feier am Planetarium allen möglichen Vortstandsleuten von der Stiftung und sämtlichen Tochter- und Partnergesellschaften als seine "rechte Hand" vorgestellt. Das war eigentlich so nicht abgemacht, ich wußte ja nicht was seine rechte Hand so macht. Vor meinen künftigen Kollegen hat er mich gewarnt, die würden mobben. Nach ein paar Tagen habe ich aber festgestellt, dass meine Kollegen sehr nett sind und Herr Pfannkuch ein ekelhafter Tyrann war. Als ich Zweifel an seiner Kompetenz als Geschäftsführer hatte, erkundigte ich mich mal bei meinen Kollegen, was unser Chef eigentlich gelernt hat. Ein Kollege sagte mir, dass er den ehrenwerten Beruf eines Bäckers gelernt hat. Ich erhielt einen kleinen Einblick in seine Immobiliengeschäfte und den Jenaer Klüngel, wie ihn ein Günther Walraff undercover nicht besser bekommen würde. Das meiste regelte er ihm Golfclub und auf der Ehrentribüne im Ernst-Abbe-Stadion. Gebaut wurde ohne Genehmigung. Bei dem Dachausbau einer Villa habe ich ihm empfohlen einen Bauantrag zu stellen. Schreiend erklärte er mir, dass ich viel zu kompliziert bin.


Wie er den Firmen bis zu 20% Nachlass rausquetschte, sie zu Wohltätigkeiten bewegte mit denen er sich dann in der Zeitung ablichten ließ und er auf der Baustelle rumtobte, die Firmen anschrie, war sensationell. Dabei wurde er so rot, das ich befürchtete gleich spritzt die Marmelade aus dem Pfannkuch. Einmal durfte ich als Quotenfrau zu einem Essen mit seinen Geschäftsfreunden mitkommen, alles kinderlose Männer, die sich über Zigarren, große Autos unterhielten. Ich fühlte mich deplaziert, bis sie sich über die Jugend heutzutage und das schlechte Ergebnis der Pisastudie aufregten. Jetzt konnte ich endlich mitreden, ich sagte was soll auch anderes bei rauskommen, in einem Land in dem die Banken blinken und die Toiletten in der Schulen stinken. In dem Moment beschloss mein Chef wahrscheinlich meine Kündigung. Ich wurde dann noch etwas auf die Probe gestellt, getestet wie lange ich sein Geschrei über schlechte Bauleitung und Dreck auf der Baustelle aushalte ohne zu heulen oder selbst zu schreien. Als ich dann allmählich in Gewissenskonflikte kam und schon nachts um 3 aufwachte und darüber nachdachte, wie so ein Typ auf diesen Posten kommt und ob ich mit dem jemals klarkommen könnte, habe ich in der Zeitung gelesen: "Renommiertes Unternehmen sucht Bauingenieur für anspruchsvolle Aufgaben, bewerben sie sich unter Chiffre.... ". Am nächsten Tag wurde ich aus der Welt der Investoren wieder ausgeschlossen. Wenn er nicht gestorben ist, dann schafft er noch heute im Oschte.

Ich traf nach ein paar Wochen eine ehemalige Kollegin, die mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählte, dass sie noch nicht in wie geplant in die Villa gezogen sind, es gab erstmal einen Baustop, weil keine Genehmigung beantragt wurde. Außerdem ist bei seiner Baustelle das Gerüst umgekippt. Ist dem Herrn Pfannkuch da etwa ein Fehler in der Bauleitung unterlaufen?


Wenn ich daran zurückdenke bin ich richtig glücklich wieder in einem Architekturbüro zu sein und einen kompetenden Chef zu haben.

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