Wednesday, November 28, 2007

Funny van Dannen

In Karlsruhe hat es Funny van Dannen geschafft nicht sooo berühmt zu sein. Von 580 Karten im Tollhaus gab es an der Abendkasse noch welche, während in Berlin 3500 Karten für seine Konzerte schnell ausverkauft sind und bei ebay versteigert werden. Man schreibt, er würde sich den Vermarktungsmechanismen verweigern (damit auch noch Zeit für seine 4 Kinder bleibt).




Es war schon ein witziges Konzert, zweieinhalb Stunden stand er einfach mit seiner Gitarre, ab und zu einer Mundharmonika auf der Bühne und sang seine schnörkel- und schonungslosen Lieder. Nach zwei Zugaben packte er seine Zettel in sein kleines Köfferchen, nahm sein Bierchen mit und ging. Die Texte brauchte er tatsächlich, einmal wußte er nicht weiter. Dagegen die Frau die neben mir saß, sang seine Lieder mit circa einer Sekunde Vorsprung mit bzw. vor. Sie konnte aber auch nicht seine Soffleuse sein, weil wir auf dem Rang in der letzten Reihe saßen. Die paar Lieder von "Herzscheiße" die ich kenne ("Ich brauche einen neuen Psychiater" und "Freunde der Realität") hat er nicht gesungen. Naja er hat ja auch 10 CD, also über 200 Lieder rausgebracht...

Saturday, November 24, 2007

Dicke

Ich bin gefragt worden, ob ich Dicke nicht mag. Natürlich mag ich Dicke nicht. Vor allem, wenn sie ihr Dicksein mit den Drüsen oder Veranlagung begründen und behaupten sie würden soooo wenig essen, nehmen schon vom hinsehen zu. Im Ländle sagt man " 'sch iss halt so g'worre." Oder wenn sie auch noch dazu stehen und über Schlanke lästern.
Dicksein ist Charaktersache.
Ich hatte mal eine Brigitte oder Freundin, da gab es eine Liste mit Fragen die man seinem Partner schon immer mal stellen wollte und dies nun auch abwechselnd tun sollte. Ich wählte zuerst die Frage: „Wären 10 Kilo Übergewicht bei mir ein Trennungsgrund für Dich?“ Mein Partner sagte prompt und ganz klar „Ja!“ Ich gab noch zu bedenken, dass doch die inneren Werte und der Charakter eigentlich zählen. Aber so richtig ernst meinte ich das nicht.
Nach meiner Rückreise aus Japan, wo es nur 3 Prozent Übergewichtige gibt, wahrscheinlich sind das vor allem die Sumoringer, ist mir auf dem Marktplatz am Bratwurststand beim Anblick der fetten bratwurstfressenden Leute fast schlecht geworden. Ich beschloss das erste Mal zu fasten und 3 Kilo überflüssiges Fett abzubauen.
Eine ehemalige Kollegin, die ein paar Monate mir gegenüber saß, hat meine Vorurteile auch nur bestätigt. Sie hatte ein extrem breites Gesäß, das sie beim Laufen kaum ausbalancieren konnte, saß als Zeichnerin den ganzen Tag am Computer, klagte über Rücken- und Hüftbeschwerden, rannte von einem Arzt zum andern und beschwerte sich, dass die ihr nicht helfen konnten. Fast jeden Tag brachte sie uns eine Rolle Schokokekse mit. Mir gelang es auch nicht immer Nein zu sagen, wenn sie einen ständig anlachen und rufen: „Iß mich, friss mich!“ Als ich 3 Kilo zugenommen hatte, hat sie zum Glück den Arbeitsplatz im Büro gewechselt, wie gesagt und ich habe erstmal gefastet. Unsere Sekretärin dagegen hatte mit ihren 56 Jahren eine Figur wie ein junges Mädchen. Sie sagte wohl auch mal zu ihr, dass sie so gut aussehen würde, wenn sie doch nur 10 Kilo weniger wiegen würde. Aber sie entgegnete nur, dass sie im Vergleich zu ihrer Tochter ein Strich in der Landschaft ist. Naja dann ist es ja nicht so schlimm. Einmal klagte sie, wie schwer eine Kiste Getränke ist. Nicht so schwer, wie ihr Fett das sie ständig unnötig an ihrem Körper mitschleppt.
Das Lied Dicke von Marius Müller Westernhagen und „Meine Frau ist fett“ gehört zu meinen Lieblingsliedern. Mein Aversion Dicken gegenüber kann ich leider nicht ganz verbergen. Wenn ich im Zug auf einem Fensterplatz sitze und am Bahnhof die Leute einsteigen, hoffe ich, dass sich kein Dicker neben mich in die Reihe quetscht, die Arme über die mittlere Armlehne hängt und die Beine breit macht. Manche sind so dreist und setzen sich erst recht neben mich. Wenn es sich ergibt setze ich mich neben dünne junge Mädchen (die haben nur manchmal den Nachteil, dass sie so viel am Telefon zu viel gackern). Ich vermute meine Vorurteile wurden mir bereits zum Verhängnis, ich habe so wahrscheinlich auch meine Kündigung durch den dicken Herrn Pfannkuch (siehe Blog vom 23.07.) provoziert.
Ich wollte mich ändern, toleranter werden. Ein Aushilfsjob im Fitness-Studio im Hypoxiclub kam mir da gerade recht. Meine Aufgabe war Frauen und auch Männer mit Gewichtsproblemen besonders im Gesäßbereich also mit „Reiterhosen“ in eine Gummischürze und dann in eine Unterdruckkammer zu helfen. Während sie 30 min darin auf einem Ergometer saßen und radfuhren (Infos unter http://www.hypoxi.net/) musste ich mit ihnen nett plaudern und ich fing an sie zu mögen. In Abständen musste ich sie messen und wiegen, Erfolg stellte sich selten ein, obwohl sie außerdem Geld für den Slimclub bezahlten und wertvolle Ernährungstips erhielten, Fitnesstraining machten. Eines Tages sagte, der Kursleiter ganz aufgebracht, heute redet er Tacheles mit den Dicken, die sind träge faul und verfressen. Behaupten sie würden sich an das Ernährungsprogramm halten und nehmen doch nicht ab. Als erstes müssten sie ihren inneren Schweinehund überwinden. Seine Geduld war vorbei, wer innerhalb der nächsten Woche nicht mindestens ein Kilo abgenommen hat, bekommt sein Geld zurück und fliegt raus. Das warf mich in meinem Toleranztraining Wochen zurück.
Also bleibt es dabei:
.....
Dicke schwitzen wie die Schweine
stopfen fressen in sich rin.
......
Dicke ham's auch schwer mit Frauen
denn Dicke sind nicht angesagt.
D'rum müssen Dicke auch Karriere machen
mit Kohle ist man auch als Dicker gefragt.

Thursday, November 22, 2007

BB (Beck und Bahnstreik)

Letzten Freitag war ich das erste Mal vom Bahnstreik betroffen. Es fielen alle ICE von Frankfurt Richtung Dresden aus. Die Auskunft bot mir neben Verbindungen mit 4 Mal umsteigen nur eine akzeptable Verbindung über Kassel, eimal umsteigen und nur eine Stunde längere Fahrzeit als sonst an. Dazu mußte ich etwas früher als sonst meine Baustelle verlassen. Im Zug erfuhr ich, dass mein Anschluß in Kassel auch gestrichen wurde. So lernte ich die zuverlässige private Cantusbahn zwischen Fulda und Bebra kennen. Zwischendurch verbrachte ich noch eine Stunde in der Bahnhofskneipe in Bebra, sie hatte das Niveau einer Mitropa-Gaststätte. Aber auf dem Bahnsteig war es einfach zu kalt zum Warten und auf dem Bahnhof wurden sämtliche Serviceeinrichtungen von der DB eingespart. In der vollgestopften Cantusbahn von Bebra nach Eisenach gab ein Mitfahrer die Meldung bekannt, dass der Zug ab Eisenach auch noch gestrichen wurde. Mit einer Ersatzbahn kam ich dann doch endlich an. Naja so schlimm war es doch nicht für mich, es war nur die doppelte Fahrzeit, bin weder erfroren oder verhungert. Ich werde auch weiter mit der Bahn fahren, zumindest solange mein Bahncard 100 gilt (oder gültet oder gültig ist). Aber ich denke die Bahn verliert auf die Art Kunden. Der Schaden den die Lokführer der DB und somit ja auch sich selbst zu ist wahrscheinlich riesig und wird mich irgendwann mal wieder mit einer Preiserhöhung treffen.

Jedenfalls als ich endlich zu Hause war, habe ich wie fast immer als erstes unser Regionalfernsehen SALVE-TV eingeschaltet. Die machen täglich eine Stunde Programm, die dann den ganzen Tag läuft. Man sieht dann immer mal bekannte Gesichter aus Weimar, erfährt was am Wochenende los sein wird und was in letzter Zeit lief. Die Werbung muss man natürlich ertragen können oder solange aufs Klo gehen, obwohl man da auch ganz witzige Spots verpassen könnte. Letzten Freitag schalte ich ein und es läuft ein Portrait von Beck, einem alten Bekannten, dem Mann ohne Vornamen, was auch verständlich ist, wenn man Detlef heißt. Er wurde als berühmter Cartoonist vorgestellt, der 5 Jahre in Weimar gelebt hat. Ich sehe schon die vielen Gedenktafeln in der Brennerstraße "Hier wohnte Beck" an der Katholischen Kirche "Diesen Baum pflanzte Beck zu seiner Hochzeit" (Ach nee, der ist ja eingegangen und die Ehe wurde auch geschieden), am Kasseturm "Hier soff Beck", der letzte Zeitungskiosk am Theaterplatz aus dem er Zeitungen verkaufte sollte unter Denkmalschutz gestellt werden. Jedenfalls habe ich mich gefreut ihn im Lokalfernsehen zu sehen. Ich war wahrscheinlich die einzigste Zuschauerin, zumindest hat erstmal niemand angerufen als sein Cartoon verschenkt werden sollte. Ich hätte ihn ja gewollt, aber hab mich nicht getraut anzurufen. Nachdem die Moderatorin einige Minuten mit Gequatsche überbrücken mußte und endlich jemand angerufen hat, habe ich gehört dass der Ton vom Anrufer doch nicht übertragen wird. Als derjenige zu blöd war die Preisfrage zu beantworten, ging ich doch mal los mein schnurloses Telefon zu suchen, dann hatte ich es endlich, aber es war zu spät. Es gab tatsächlich mindestens drei Zuschauer. Tja schade, aber ich habe ja schon ein frühes Witzbild von ihm.
Jedenfalls schaue ich mir seitdem immer wenn es regnet seinen Schnee auf http://www.schneeschnee.de/ an (es hat die ganze Woche hier geregnet).
Gestern war das drin:




Was will er mit seinen Bildern sagen? Eigentlich will er damit garnichts sagen, sie sollen einfach nur komisch sein. Vielleicht will er auch nur sagen, dass das Leben komisch ist, sagt er. Okay Bahnstreik ist auch komisch.

...und was ist eigentlich ein Triebwagen?

Wednesday, November 07, 2007

Besuch aus Berlin

Heute kommt die Bundesregierung ins Bundesverfassungsgericht. Die Polizei paßt auch gut auf unsere Baustelle auf. Vom Dach hat man einfach einen zu guten Blick ins Gebäude. Da wird diese Nacht bestimmt mal kein Kupfer geklaut.

Innere Werte

Für die meisten Männer sind 10 Kilo Übergewicht bei der Partnerin ein Trennungsgrund. Bei anderen zählen noch die inneren Werte.

Tuesday, October 30, 2007

Am Kafkamuseum

Ich weiß auch nicht warum die zwei Stehpinkler vorm dem Kafkamuseum in Prag stehen.




Werden dort die tschechischen Schüler aufgeklärt? Beim Pinkeln im Stehen bekommt man nasse Füsse, oder wie?


Monday, October 01, 2007

Kolumba


Vor einer Woche waren wir seit langem mal wieder in Köln. Im frisch eröffneten "Kolumba" dem Kunstmuseum des Erzbistums Köln haben wir den großen Buddha (?) gesehen.

Wednesday, September 05, 2007

J.W.G.

Goethe war natürlich auch schon hier.

Gleich um die Ecke von meiner Baustelle, im Karstadt-Sport, da wo auch im Dachgeschoss mein Fitness-Studio ist, hat er gewohnt.

Ist das nicht ein Zufall?

Monday, August 20, 2007

Uhren Teil 2


Jemand hat zugegeben, dass sie in Besitz einer sogenannte Bumsuhr ist und mir ein Foto zur Verfügung gestellt.

Wie sie dazu gekommen ist, werden wir nie erfahren. Schwamm drüber, es ist ja schon so lange her, war im vorigen Jahrtausend.

Monday, August 13, 2007

ML Teil 2 oder Griechisch für Anfänger

Letzten Freitag sollte ja Bahnstreik sein. Deshalb wollte ich erst in Karlsruhe bleiben. Frank wollte auch kommen, da es bei ihm dann doch nicht ging und der Bahn das Streiken verboten wurde bin ich doch nach Weimar gefahren. So habe ich zufällig die Frau wieder getroffen, die damals im März meinen wilden Sitznachbarn gebremst hat (Siehe ML Teil 1). Sie saß auch schon im Zug von Karlsruhe nach Frankfurt-Flughafen und ärgerte sich genauso als der Zug pünktlich war bis kurz vor der Einfahrt, dort blieb er 10 Minuten im Tunnel stehen. Per Durchsage wurde um Verständnis gebeten, dass der Zug leider nicht einfahren kann, weil das Gleis noch belegt ist aber unser Anschlußzug nach Dresden auf uns wartet. Es kam mir schon sehr komisch vor, als auf dem Nachbargleis ein Zug aus dem Bahnhof Richtung Dresden fuhr. Eigentlich war ich mir sicher, dass er mal wieder pünktlich abfuhr. Aber unser Zugbegleiter meinte, wenn durchgesagt wird, dass der Zug wartet, dann wartet er auch. Mann, war der naiv. Der scheint noch nicht lange bei der Bahn zu sein. Natürlich war er weg und ich mußte wieder 1 Stunde in der DB-Lounge rumlümmeln.


Wir ärgerten uns beide kurz darüber und dann erzählte sie mir, wie sie sich vorstellt mal bei Herrn Mehdorn zu rächen. Er wäre in einer Gasstätte bestellt sich eine Flasche Champagner und sie bringt ihm Wasser, er beschwert sich und sie sagt dann: "Naja dafür haben Sie ja 50% Rabatt bekommen, weil sie ihn schon 3 Tage im Voraus bezahlt haben."
...und Sie hat mir das Wort nochmal gesagt, mit das man weniger netten Griechen (von denen es aber nicht so viele geben soll) bei Bedarf sagen kann: Malakas

Tuesday, August 07, 2007

McClean

Meine Schwester hat letzte Woche ihren schönen deutschen Mädchennamen gegen Mc Clean eingetauscht. Ihre e-mail-adresse hat sie sofort geändert, die Webseite noch nicht.
Wenn man Mc Clean googelt, kommen bis jetzt nur ca. 1000 Einträge zu Reinigungsunternehmen, Drogenberatungen und Lyrik über Bahnhofsklos. Toll!
Da bleibe ich lieber bei meinem Namen: Dorn wie Stachel

Open Air

Innerhalb von einer Woche habe ich 4 Filme open air gesehen.
Am vorletzten Freitag war ich hinter dem Monami in Weimar bei "Muxmäuschenstill". Das erste Mal hatte ich den Film in Darmstadt gesehen. Damals traute ich mich nach der Vorstellung nicht bei Rot über die Ampel zu gehen, ich hatte Angst von Gerd Grabowski bestraft zu werden.

Samstag sahen wir "Früstück bei Tiffany" im Strandkino vor der Anna-Amalia-Bibliothek. Dort konnte man in bequemen Liegestühlen lümmeln. Heute werden sie verkauft, ich hoffe Frank besorgt mir zwei.

Am Dienstag war ich am Schloß Gottesaue in Karlsruhe. Ich hatte mich mit meinen Nachbarinnen verabredet. Zwischen den ungefähr 2000 Zuschauern habe ich sie aber leider nicht gefunden. Ich fand aber noch einen Sitzplatz gleich hinter der Liegefläche.

Samstag habe ich "Das Parfum" zum zweiten Mal im Weimarhallenpark gesehen. Naja, die Leinwand ist dort ziemlich klein und die Wirkung deshalb nicht so stark. Aber nächsten Samstag kommt der Film in Karlsruhe im OpenAirKino. Dort ist die Leinwand riesig und wenn es eine warme Sommernacht wird, könnte ich mir gut vorstellen, dass das Parfum in der Schlußszene auch das Publikum auf der Liegewiese animiert.

Monday, July 30, 2007

Uhren

Mein letzter Geburtstag war einer der vielen verregneten Tage. Eigentlich wollte ich mit ein paar Freunden Boule spielen. Als wir unser Picknick aufgebaut hatten, fing es an zu regnen. Wir zogen unter die Durchfahrt vom Schloss Belvedere und plauderten über längst vergangene Zeiten, erzählten uns Geschichten die wir vor über 18 Jahren erlebten.

Da komme ich mir manchmal vor wie mein Opa. Der erzählte mir auch oft genauso alte Geschichten aus dem Krieg, das waren für mich längst vergangene Zeiten. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er auf dem Rücken lag, er hatte eine Schlafmütze auf, das Gebiss stand noch auf dem Nachttischschränkchen im Glas, er schaute an die Decke und erzählte dabei. Meine Oma hat in der Zeit den Ofen in der Küche angeheizt. Einmal erzählte er mir, dass er (wahrscheinlich im ersten) Weltkrieg Gefangene bewachen mußte. Einer schenkte ihm eine goldene Taschenuhr und er ließ ihn laufen. Ein paar Tage später hatte er ihn wieder als Gefangenen und die Uhr hat er irgendwann mir geschenkt.

Und wir konnten uns noch sehr lebhaft an die Zeit erinnern, als unsere Eltern neonfarbene Strickpullover mit Puffärmeln trugen. Dazu trug man in der Uhrenstadt Ruhla und Umgebung farblich passende große runde Uhren. Die chicen Gehäuse aus transparentem Plastik kamen aus dem Westen, im Uhrenkombinat Ruhla wurden die Uhrenwerke eingesetzt, dann kamen sie wieder zurück zu Quelle und Tchibo. Nur ein paar Uhren blieben zurück, die bekamen die Sekretärinnen der Betriebsdirektoren, Pateichefs und Abteilungsleiter für außerordentliche Verdienste. Und ich dachte damals, sie wurden aufgrund ihrer Größe Bumsuhren genannt.
Hätte ich mich damals nicht so zickig angestellt, auf der Feier der Kombinatsleitung in unserem Jugenklub, die wir mit einem kleinen Kulturprogramm ausgestalteten, einer Modenschau mit selbsgenähten Klamotten für den ganzen Tag und hätte ich mich wie die andern Mädchen zum Schluss auf Anregung des Jugenklubleiters im durchsichtigen Flatterhemd, bei Beleuchtung von hinten zu "Je t'aime" auf dem Barhocker gerekelt und mich anschließend mal kurz bei einem der fetten alten Bonsen auf den Schoß gesetzt, hätte ich auch so eine schöne große runde knallbunte Uhr aus Plastik bekommen. Aber ich habe keine, noch nicht mal ein Foto habe ich von so einer Uhr.

Als die Mode vorbei war bekam ich mal ein Plagiat aus Plaste geschenkt, passend zur FDJ-Bluse als Teilnehmer am Jugendfestival.

Monday, July 23, 2007

Bloggen

Kann man eine Schreibblockade haben, wenn man keinen Sex hat? Es gibt da jemand der das bejaht. Ich weiß es nicht, muss ich direkt mal beobachten. Aber eigentlich bin ich nur gehemmt, weil ich jetzt merke, dass es nicht so einfach ist. Meine Freunde trauen sich schon kaum was zu erzählen, weil sie befürchten, dass ich es in den Blog schreibe. Ich werde meine Posts nochmal durchgehen und selbst zensieren, die ständigen Prozesse, wie sie Dieter Bohlen führt, möchte ich nicht am Hals haben.

Aber über Herrn Pfannkuch könnte ich mal was schreiben, riskiere ich mal. Das war mal mein Chef. Herbert Pfannkuch war ein kleiner dicker Mann aus dem Schwabenland. Im Gesicht drückten die Backen, so dass er eine sehr undeutliche Aussprache hatte, dazu noch schwäbisches Vokabular anwand. Einmal sprachen wir im Beisein seiner Sekretärin, die er regelmäßig anschrie, über Frauen im Beruf.
Er sagt: "I sch(l)affe gern mit Frauen" Ich war mir nicht sicher ob das L wirklich ein L sein sollte oder ob es wegen seinen fetten Backen raussprudelte. Wir fragten nochmal mit entsetzten Blick nach. Als er versuchte den Satz deutlich auszusprechen, merkten wir, er meinte: "Ich arbeite gerne mit Frauen." Der Schwabe sagt halt: "I schaffe..."

Ich bewarb mich auf die Annonce: Renommiertes Unternehmen sucht Architekt oder Bauingenieur für anspruchsvolle Aufgaben, bewerben sie sich unter Chiffre.... und wurde zum Gespräch geladen, in eine Villa in Jena. Herr Pfannkuch war Geschäftsführer einer Bauentwicklungsgesellschaft, Tochter einer Gesellschaft, die wiederum Tochter einer Stiftung ist, mit 50% Anteilen aus einer GmbH. Bisher haben die den eigenen Wohnungsbestand saniert und ein paar Kitschbuden gebaut. Ich sollte alle Freiheiten haben, so eine Siedlung wie in Stammheim wollte er auch mal bauen und einen Architekturpreis holen. Ich dachte okay, probier ich mal aus und sagte zu. Als erstes wurde ich auf einer Feier am Planetarium allen möglichen Vortstandsleuten von der Stiftung und sämtlichen Tochter- und Partnergesellschaften als seine "rechte Hand" vorgestellt. Das war eigentlich so nicht abgemacht, ich wußte ja nicht was seine rechte Hand so macht. Vor meinen künftigen Kollegen hat er mich gewarnt, die würden mobben. Nach ein paar Tagen habe ich aber festgestellt, dass meine Kollegen sehr nett sind und Herr Pfannkuch ein ekelhafter Tyrann war. Als ich Zweifel an seiner Kompetenz als Geschäftsführer hatte, erkundigte ich mich mal bei meinen Kollegen, was unser Chef eigentlich gelernt hat. Ein Kollege sagte mir, dass er den ehrenwerten Beruf eines Bäckers gelernt hat. Ich erhielt einen kleinen Einblick in seine Immobiliengeschäfte und den Jenaer Klüngel, wie ihn ein Günther Walraff undercover nicht besser bekommen würde. Das meiste regelte er ihm Golfclub und auf der Ehrentribüne im Ernst-Abbe-Stadion. Gebaut wurde ohne Genehmigung. Bei dem Dachausbau einer Villa habe ich ihm empfohlen einen Bauantrag zu stellen. Schreiend erklärte er mir, dass ich viel zu kompliziert bin.


Wie er den Firmen bis zu 20% Nachlass rausquetschte, sie zu Wohltätigkeiten bewegte mit denen er sich dann in der Zeitung ablichten ließ und er auf der Baustelle rumtobte, die Firmen anschrie, war sensationell. Dabei wurde er so rot, das ich befürchtete gleich spritzt die Marmelade aus dem Pfannkuch. Einmal durfte ich als Quotenfrau zu einem Essen mit seinen Geschäftsfreunden mitkommen, alles kinderlose Männer, die sich über Zigarren, große Autos unterhielten. Ich fühlte mich deplaziert, bis sie sich über die Jugend heutzutage und das schlechte Ergebnis der Pisastudie aufregten. Jetzt konnte ich endlich mitreden, ich sagte was soll auch anderes bei rauskommen, in einem Land in dem die Banken blinken und die Toiletten in der Schulen stinken. In dem Moment beschloss mein Chef wahrscheinlich meine Kündigung. Ich wurde dann noch etwas auf die Probe gestellt, getestet wie lange ich sein Geschrei über schlechte Bauleitung und Dreck auf der Baustelle aushalte ohne zu heulen oder selbst zu schreien. Als ich dann allmählich in Gewissenskonflikte kam und schon nachts um 3 aufwachte und darüber nachdachte, wie so ein Typ auf diesen Posten kommt und ob ich mit dem jemals klarkommen könnte, habe ich in der Zeitung gelesen: "Renommiertes Unternehmen sucht Bauingenieur für anspruchsvolle Aufgaben, bewerben sie sich unter Chiffre.... ". Am nächsten Tag wurde ich aus der Welt der Investoren wieder ausgeschlossen. Wenn er nicht gestorben ist, dann schafft er noch heute im Oschte.

Ich traf nach ein paar Wochen eine ehemalige Kollegin, die mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählte, dass sie noch nicht in wie geplant in die Villa gezogen sind, es gab erstmal einen Baustop, weil keine Genehmigung beantragt wurde. Außerdem ist bei seiner Baustelle das Gerüst umgekippt. Ist dem Herrn Pfannkuch da etwa ein Fehler in der Bauleitung unterlaufen?


Wenn ich daran zurückdenke bin ich richtig glücklich wieder in einem Architekturbüro zu sein und einen kompetenden Chef zu haben.

Tuesday, July 17, 2007

Schreibblockade

Hab lange nichts geschrieben. Was soll ich auch schreiben. Die interessantesten Dinge, die mir auf der Baustelle und mit den Bauherren passieren sind Internas und darf ich nicht preisgeben.
Franks 50.Geburtstag haben wir in den Alpen verbracht. Da sind wir halt den Berg hoch und wieder runter, Wetter war schön, was soll man da noch schreiben.
TFF in Rudolstadt war wieder toll, das muss man aber auch selbst erlebt haben. Rainald Grebe war der lustigste, hab mir die CD "Volksmusik" gekauft. Ich kann sie Euch ja mal borgen. Dass ich sie auch brennen würde, sollte ich hier auch nicht schreiben.
Zur bevorstehenden Hochzeit meiner jüngeren Schwester in Hamburg mit einem Mann der 6 Jahre älter ist, als mein Vater gebe ich hier auch keinen Kommentar ab.

Friday, June 22, 2007

Bauhäusle

In Karlsruhe feiert man zur Zeit das "Brigande Feschd", mein Frühstück hole ich meistens in der Badischen Backstub' und von Frau H.-S. von der Bank werde ich fast jeden Freitag gefragt, ob ich am Wochenende wieder "in' Oschte" fahre. Wenn ich in Abständen zu den Empfangsdamen der Bank gehe, denke ich oft an Norbi aus Düsseldorf, der im Oktober '89 das erste Mal in der DDR bei uns zu Besuch war, der u.a. wissen wollte, ob man im Osten mehr Sex in der Woche als im Westen hatte, wie es die Statistiken schrieben und wir ihm das nur bestätigen konnten, mit der Erklärung, dass wir ja sonst nichts hatten. Daraufhin wollte er gerne übersiedeln. Als wir ihn fragten ob es in Stuttgart, wo er Architektur studierte keine hübschen Mädchen gibt, sagte er: "Doch schon, aber wenn die den Mund aufmachen, ist die Erotik weg."

Hier wohnte Norbert, im "Bauhäusle" in Stuttgart. Ein Selbstbauprojekt mit einem Prof. Huber. Vor fast 20 Jahren ware ich das erste Mal dort. Gestern habe ich es mir mal wieder angesehen. Eine Dokumentation über das Projekt war lange mein Lieblingsbuch, bis ich es vor Jahren an so einen Dödel verborgt habe der es mir nie zurück gegeben hat. Er kann es einfach nicht mehr finden und mir auch kein neues besorgen. Das versprochene Schadensersatzbuch habe ich auch nie bekommen. Jetzt wechselt er die Straßenseite oder kratzt die Kurve, wenn er mich kommen sieht.
Lieber Norbert Haustein, falls Du mal Deinen Namen bei google eingibst und zufällig auf diesen Blog kommst, dann kann ich Dich gleich mal fragen, ob Du noch ein Exemplar vom "Bauhäusle" für mich hast, ich kann Dir dafür auch ein Buch über die Genossenschaftssiedlung an der Großen Sackpfeife in Weimar schicken.

Monday, June 04, 2007

Toscana



Ich war mit Frank eine Woche in der Toscana. Für ihn war es das erste Mal überhaupt, für mich war es das erste Mal im Mai zur Mohnblüte. Wir haben in der Zeit fast alles abexkursiert, was ich in mehreren Jahren gesehen habe. Sind 3000 km gefahren, haben ca. 700 digitale Bilder geschossen, mehrere Kuppeln und Türme bestiegen, den schiefen Turm in Pisa ohne Touristen gesehen, in Mantova und Florenz im Parkverbot im Zentrum den Golf abgestellt. Kein Polizist oder Polizistin hatte Zeit uns abzuschleppen, sie haben ihren 155. Jahrestag gefeiert.

Wir waren natürlich auch in Siena, San Gimignano, Montalcino, Arezzo, Volterra, Monteriggioni, Pienza und einen Tag auf Elba.....

War Che Guevara auch mal hier?



Thursday, May 10, 2007

Knäcke mit Nutella


Das ist der spektakulärste Neubau in Karlsruhe, die neue Mensa der FH. Angeblich ist dem Architekten die Idee gekommen, als er von zwei Scheiben Knäckebrot, dick mit Nutella bestrichen, die oberste abhob und sich zwischen den beiden fadenartige Gespinste zogen.

Monday, May 07, 2007

Montag um 10 in Weimar



Ich glaube ich bin noch nie um diese Zeit in der Innenstadt von Weimar gewesen. Heute hatte ich einen Arzttermin und dann noch Zeit für einen Kaffe am Theaterplatz bis mein nächster Zug fuhr. Um diese Zeit schlürften fast nur Rentner mit beigen Jacken durch die Stadt. Doch dann kam quasi aus dem Nichts flink und kichernd eine große Gruppe Japaner und landeten natürlich vor Goethe und Schiller.

War das der Gegenbesuch zur Bürgerreise aus Weimar nach Kamakura im vorigen Jahr?


Thursday, May 03, 2007

Rohlingspindel

Vor fast zwei Jahren war ich bei Max Goldt in der Lesung und habe mich über seine Ausführungen zu dem schönen deutschen Wort Rohlingspindel halb tod gelacht. Den Text habe ich dann in keinem seiner Bücher gefunden. Über google bin ich nur auf den "Wuerzblog" gekommen, der Blogger hat von einer Lesung in Würzburg berichtet. Ihn habe ich gefragt, ob er wüßte wo man den Text findet. Anstatt einem kurzen Nein, hat er mir eine ausführliche Antwort mit vielen Tips gegeben, die mich aber auch nicht weiter gebracht haben. Einer davon war "Gib doch mal bei Google Rohlingspindel ein". Wenn ich das in Abständen gemacht habe, bin ich auf meine Frage in dem Blog gekommen. Nun hat die Sucherei ein Ende, ich habe das neue Buch "QQ". Unter dem Titel "So machen es die klugen Sprachen" beschreibt er den "reizvollen Fremdling" welchen man findet "im sprachlichen Milieu der Unterhaltungselektronik aber, wo sonst nur in augenblauhauender Typographie eisige Abkürzungen und Zahlenkombinationen, japanische Herstellernamen und englische Brocken zusammengeklumpatscht werden". In der Lesung erzählte Max Goldt noch von dem Typ, dessen Mutter ihm immer Kartoffelsalat in der Rohlingspindel für die Reise einpackt. Auch ich habe meine leeren 50er-Rohlingspindeln bereits für die Aufbewahrung von Wäscheklammern, Zuckertütchen genutzt und hätte auch noch für ein paar 25er- oder 100er-Spindeln praktische Verwendung.

Wednesday, May 02, 2007

Am Fenster



Von einem Leser meines Blog bin ich schon gefragt worden, ob ich überhaupt auch mal arbeite. Natürlich habe ich Stress ohne Ende, zwei Telefone klingeln den ganzen Tag, die Firmen stürmen unser Büro, die Rechnungen und Nachträge stapeln sich und ich habe nur ab und zu Zeit den Blick aus meinem Baucontainer zum Schloßturm zu richten, auf die Terrasse des "Multikulti" zu schauen, die vorbeiziehenden Schulklassen, Anwälte und Richter des Bundesverfassungsgerichtes sowie deren Bewacher zu registrieren. Dass die Bäume inzwischen grün sind habe ich grad so mitbekommen. Meistens höre ich nur den Verkehr rauschen der auf Höhe unserer Container in den Tunnel eintaucht.

Auf jeden Fall ist die Aussicht von meinem Schreibtisch eine der Verbesserungen im Vergleich mit meinem alten Arbeitsplatz. Die letzten Monate saß ich in Darmstadt an einem Fensterplatz im Erdgeschoss. Ich konnte 3 Meter weit bis auf die Wand des Hinterhaus schauen. Der Zugang für alle Bewohner des Vorderhauses und die Mitarbeiter der Büros im Hinterhaus ging quasi an meinem Schreibtisch vorbei. Sie konnten dann meist auf meinen konzentrierten Blick in den Computer sehen, manchmal habe ich noch deren Grinsen mitbekommen. So nach und und nach habe ich die Leute kennen gelernt. Manchmal sah ich noch die langen grauen Haare des Puppenspieler vom Kikeriki-Theater vorbeiflattern. In regelmäßigen Abständen kam seine Frau mit so einem kleinen Schoßhündchen vorbei und jetzt kommt die Frau nicht mehr vorbei. Dafür kommt der Puppenspieler mit seinen neuen Puppe, äh Frau und deren zwei kleinen Kindern.

Lange brauchte ich um festzustellen, dass die aufgedonnerte Frau, die früh aus dem Haus ging und nachmittags wieder zurück kam und der lässige blonde langhaarige Mann der so gegen 7 wieder aus dem Haus ging, ein und dieselbe Person waren. Er bzw. sie wohnt in der Einraumwohnung die meine ehem. Chefs vermieten. An einem Morgen als ich um die Ecke ging, kam er grad aus der Tür im chicen Nadelstreifenkostüm und mit hockhackigen spitzen Pumps, stark geschminkt und hat mir die Tür aufgehalten und gewartet bis ich durchging. Eine Operation und das Aufgeben männlicher Anstandsregeln hatte er damals noch vor. Ich hoffte, er würde sich das alles nochmal gut überlegen. Habe aber gehört, dass er inzwischen seine Haare rot gefärbt hat.

Wednesday, April 04, 2007

Schlossblicke



Das war der Blick von der Dachterrasse unseres Baubüros vor 4 Wochen.


Gleicher Standort heute




Mittelachse


Nachts leuchten die Pflastersteine






Tuesday, April 03, 2007

Mittagspause

Auf dem Weg zur Baustelle, in der Mittagspause und auf dem Heimweg versuchen mir ständig junge Promotoren diesen Flyer in die Hand zu drücken. Lange habe ich ihn nicht genommen, weil er so häßlich ist und mich an die Illustrationen in unseren Musikbüchern zu "Brüder zur Sonne zur Freiheit" oder "Du hast ja Ziel vor den Augen" erinnert. In einer schwachen Minute konnte ich doch nicht ausweichen und hatte diesen Flyer in der Tasche. Da sah ich, dass es Werbung für ein Fitness-Studio ist. Eigentlich suche ich auch Möglichkeiten zu Yoga, Sauna und so. Also sah ich mir das Studio mal an.Der Saunabereich war schonmal überraschend schön und überzeugend, ich wurde sofort Clubmitglied und war schon bei Dance-Latin-Move mit Hamid, Hatha-Yoga, Gentle&Free Yoga, FlexiFit und BodyToning. Die Dachterrasse an der Sauna liegt fast noch im Schwenkbereich vom Kran meiner Baustelle, ideal für die Mittagspause.





Wednesday, March 28, 2007

Blaues Sofa

Gegen Mitternacht, nachdem ich schon mal 2 Stunden auf meinem roten Sofa vor der Glotze geschlafen habe, wurde ich munter und Thomas Brussig saß auf der Leipziger Messe auf dem "Blauen Sofa" und wurde zu seinem neuen Buch „Berliner Orgie“ interviewt. Er erzählte, wie er im Auftrag einer Zeitung, gegen ein Honorar die Puffs in Berlin studierte und dabei natürlich „nicht ans Äußerste ging“. Ging er dafür ins Innerste? Aber ja Thomas, ich glaube Dir, dass Du Deiner Frau treu geblieben bist und ich werde auch dieses Buch von Dir lesen, aber erst wenn ich es geschenkt bekomme oder als Paperback kaufen kann. Ingo Schulze stellte sein neues Buch „Handy“ vor. Ich kann zwar seine komische Lockerfrisur nicht leiden, aber seine Äußerungen konnte ich gut abnicken. Wir Ossis Jahrgang Anfang 60 waren uns mal wieder einig.
Nach Lisa Marklund, einer Dosis Frauenpower vom Feinsten aus Schweden, kam wieder Jahrgang 29 bis 40 zu Wort. Von Günter Grass und Wolf Biermann kam das Übliche. Ein Herr Götz W. Werner stellte sein Buch „Grundeinkommen für alle“ vor. Er will für jeden ein Grundeinkommen aus Steuermitteln zahlen und alle Steuern außer der Mehrwertsteuer abschaffen. Dadurch erwartet er einen Anstieg der privaten Initiative im Berufsleben, wenn die menschen sich dürch das Grundeinkommen sicherer fühlen. Das wäre kein Sozialismus, sagt er. Der Typ meint wohl, dass alle workaholic sind? Dann werden sich alle auf die faule Haut legen. Ich denke, dass auch wie vor 20 Jahren das Experiment einer Erziehung zur „Anpassung der individuellen Bedürfnisse an die gesellschaftlichen Erfordernisse“ scheitern würde. Also ich zumindest würde dann keine Bankgebäude in Karlsruhe mehr bauen, sondern mich nur noch mit wichtigen Dinge wie Kochen, Backen, Gartenarbeit, mit Freunden quatschen, Salsa tanzen usw. beschäftigen und auf keinen Fall sein Buch lesen. Da ziehe ich „Nachtsportler“ von Wigald Boning vor.

Fete

Meine 24 qm große Einliegerwohnung ist im Dachgeschoss eines 5-geschossigen Wohnhauses. Die Hausgemeinschaft hat zu einer kleinen Party für die neuen BewohnerInnen eingeladen. Außer mir gibt es einen 2 Wochen alten neuen Mitbewohner.
Als das Thema auf Ulrike Mohnhaupt kam, die wohl jetzt in Karlsruhe lebt, wollte ich wissen ob und wie sie sich an die RAF-Zeit erinnern konnten. Ich ging erstmal auf die Gegenfrage ein: Wieso, wie hast Du denn das erlebt? Erzählte von Tratsch aus Senftenberg über die untergetauchte Susanne Albrecht und dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie ein Wessi damals in der DDR unerkannt leben konnte, er müsste sich doch schon durch die Sprache und den unterschiedlichen Wortschatz verraten. Was stellte sie sich unter Popgymnastik vor? Stellte sie sich eine Stunde an, wenn es Bananen gab? Wusste sie z.B was ein Broiler ist? Darauf wurden ersteinmal die regional unterschiedlichen Bezeichnungen für Kartoffelgerichte zu diskutiert. Bevor ich zum hundertsten Mal klärte, wo man Ditscher oder Detscher, Kartoffelpuffer oder Reibekuchen sagt, wollte ich doch mal was von der RAF hören. T. erzählte dann auch, wie die Provinz Karlsruhe 1977 durch das Attentat auf Buback erschüttert wurde und plötzlich in den Medien war. Vorher war sie nur durch den Bundesgerichtshof und zeitweise die Fußballmannschaft im Fernsehen präsent. Die RAF war noch nicht mal insgeheim als Rächer der Armen und Waisen angesehen. Die individuelle Gewalt zum Teil gegenüber alten Bekannten der Eltern und Familie wurde eindeutig geächtet und als schwere Verletzung des Rechtsstaates angesehen. Da fiel mir wieder Axel ein, der nach lieber Alaska ausgewandert ist, nachdem er für seinen Vater Briefe ins Englische übersetzt hat und dabei mitbekommen hat, was für Schweinereien im Welttabakhandel laufen, an denen sich sein Vater und seine Kumpel beteiligten. Wäre er in der gleichen Situation 15 Jahre früher evtl. zur RAF gegangen? Seitdem steht für ihn fest, dass Akademiker und Titelträger nicht immer Gutmenschen sind. Ungefähr zur selben Zeit habe ich das weniger schmerzhaft von Otto Waalkes im Westfernsehen mitbekommen, der von Oberförster Putlich (der die Bäume in Nadel- und Fadenbäume unterteilt hat, eine Unterteilung, die heute noch ihre Gültigkeit hat, zumindest für Oberförster Putlich) sagt: „...eine bedeutende Persönlichkeit! ...aber im Grunde auch nur ein Arsch.“
Ich wollte meine neuen Mitbewohner nicht damit schockieren, dass ich früher in manchen Situationen sagte, heute manchmal noch denke: “ ...da könnte ich zum Terroristen werden!“ Den Satz habe ich mir vor 20 Jahren von Maria abgehört, einer Mutter von 4 kleinen Kindern, Christin und Frau von einem Pfarrersohn, der mit mir in die Schule ging und Chirurg wurde. T. hat gegen Mitternacht gestanden, dass er evtl. demnächst Falschparkern am Kinderspielplatz die Luft ablässt, da er seit er Vater ist, kein Verständnis dafür hat, dass die Polizei in der Nachbarschaft nicht mal eingreift und gleichgültig zusieht. Ist das der Einstieg in die Selbstjustiz und Übergang zum Terrorismus? Ich denke NEIN. Dank Meinungsfreiheit kann man das ja mal sagen, denn „Die Gedanken sind frei“
Liebe Mitbewohner, Danke für den schönen Abend, ich werde Euch demnächst mal zu Thüringer Rostbratwürsten an den Grill einladen.

Monday, March 26, 2007

Axel und Vamori

Das sind Axel und Vamori. An einem Samstag mitten in Erfurt haben wir sie im Dschungel aus gebührenpflichtigen Parkplätzen auf gebührenfreien Parkplätzen getroffen. Wir haben uns so darüber gefreut, dass wir zusammen am Anger im Strahl der untergehenden Sonne Latte Macchiato getrunken haben. Dabei erfuhren wir von Axel, dass er vor vielen Jahren aus Hamburg nach Alaska ausgewandert ist, dort Vamori kennen gelernt hat und mit ihr zusammen lebt. Im Winter kommen sie nach Deutschland und halten Vorträge an Schulen über Rassismus und die Natur in Alaska. Wir rutschten dabei mit unseren Stühlen mit der Sonne immer weiter. Als der Sonnenstrahl nur noch auf die Straßenbahnschiene schien, trennten wir uns. In Weimar waren sie aber noch nie. Also hben wir uns am Sonntag auf den Frauenplan zum Cappucchino wieder getroffen. Leider haben sie keinen gebührenfreien Parkplatz gefunden. Aber trotzdem würden sie gerne im nächsten Winter nach Weimar kommen.


Holzkirchen


Sonntag kam der Frühling wieder und Frank musste zurück nach Weimar fahren. Wir haben uns noch bei Würzburg Holzkirchen angesehen. Eigentlich wollte ich dort im Benediktushof eine Japanische Teezeremonie mitmachen. Die Idee ist mir aber erst am Samstag gekommen, leider war der Termin abgesagt worden, wegen geringer Teilnehmerzahl, hätten wir uns Freitag gemeldet, wäre die Sache gelaufen.


Ich bin mehrfach durch das Labyrinth und die japanisch angehauchten und alten Gärten gelaufen, Gunter hat uns die Räume gezeigt. Zur Zeit ist dort eine Ausstellung von einem japanischen Künstler Terada Rin. in Stühlen von Philippe Starck konnte man in der Sonne an der Cafeteria sitzen. War alles total interessant und schön. Wer noch mehr über den Benediktushof und seinen Leiter den von Ratzinger exklaustrierten "beurlaubten" Willigis Jäger wissen möchte, kann mal auf www.benediktushof-holzkirchen.de schauen.

Baden in Baden-Baden

Vor einer Woche war in Karlsruhe schönster Frühling, überall Magnolien in voller Blüte, in der Mittagspause saß ich im Schloßplatz in der Sonne. Mit Frank wollte ich in der letzten Woche bei diesem Wetter die Gegend auf dem Fahrrad erkunden, aber mit ihm kam nochmal Kälte, Schnee, Nässe. Außerdem mußte in meinem Baubüro die Heizung abgestellt werden, die Elektroheizung mußte ich mir mühsam besorgen. Erschwerend kam hinzu, dass die Abbruchfirma den Tefonanschluss zerstört hat. Irgendwann konnte ich das Büro von 10 auf 17 Grad endlich aufheizen. Nach 3 Tagen nerven, drängeln im T-Punkt hatte ich auch wieder Internet, Fax und Telefon. In meiner Wohnung ist auch noch meine Heizung ausgefallen.
Irgendwie hatten wir ein unendliches Bedürfnis nach Wellness. Also erkundeten wir die Bäder in der Umgebung. Es ist auch schonmal gut zu wissen, wo wir unsere Rente verjubeln können. In Baden-Baden haben wir gesehen, dass man erst ins Fürstenbad gehen kann und dann im Casino seinen Einsatz verzehnfachen könnte in Gesellschaft alter Schlagerstars, jetzt haben wir nochmal darauf verzichtet. Am nächsten Tag waren wir in Bad Wildbad und haben uns in der Meditatiossauna, dem Fürstenbad, der orientalischen Sauna, dem Herrenbad und Frauenbad aufgewärmt, zwischendurch in der maurischen Halle geruht, dann noch eine Seifenbürstenmassage genommen, Wasser-Shiatsu probiert. Als die Haut ganz dünn und schrumpelig war, sind wir wieder über den Schwarzwald durch die verschneite Landschaft, an Bad Herrenalb vorbei zurück nach Karlsruhe.

Sunday, March 11, 2007

ML

Ich bin ja der absolute Bahnfahrfan. Die Verspätungen die ich bisher erlebt habe, hielten sich noch in Grenzen. Am Anfang meiner Pendelei nach Darmstadt hatte ich noch öfters Montag früh Verspätungen wegen Personenschäden, bis es keine Montagsselbstmörder mehr gab. Verspätungen hatte ich bis max. 45 Minuten. Ab 30 Minuten gab es immer einen Gutschein für 10 Euro. Der halbe Fahrpreis war damit wieder drin. Aber letzte Woche hatte ich gleich zweimal Verspätung und damit meinen Anschluss in Frankfurt Flughafen knapp verpasst, mein Vertrauen in die Bahn wurde leicht erschüttert. Am Bahnhof Frankfurt Flughafen warten die Züge nicht auf ihren Anschluss. Ich hoffte, dass das nicht die Regel wird. Heute habe ich es wieder riskiert eine Verbindung über den Flughafen zu wählen. Diesmal flutschte alles. Der Zug von Karlsruhe war pünktlich, ich bekam einen schönen Sitzplatz und in Frankfurt wartete mein Anschlusszug gleich gegenüber. Es gab noch einige freie Gangplätze, die zwar mit Taschen und Jacken belegt waren und auf den Fensterplätzen saßen dickliche mittelalterliche Herren. Ich wählte einen Fensterplatz, auf dem Gangplatz saß ein unscheinbarer junger Typ. Ihm sagte ich, dass ich mich auf den Fensterplatz sitzen will. Er nahm etwas widerwillig seine Sachen, setzte sich selbst auf den Fensterplatz und überließ mir den Gangplatz, auch gut. Ich zog mich noch mal kurz aus den Großraumwagen in den Vorraum zurück um Kupi per Handy meine Ankunft und Wagennummer durchzugeben. Dann vertiefte ich mich in mein Buch und freute mich auf 3 Stunden Lesezeit. Mein Sitznachbar musste noch ein Telefonat erledigen und einen ML für 44.000 verkaufen, was auch immer das ist. Dann rief er noch einen Kumpel an und erzählte ihm, dass er jetzt nach Dresden fährt und bei einem Journalisten einen ML abholt. Den rief er dann auch noch an um einen Treffpunkt auszumachen. Zwischendurch fuhren wir durch Tunnel und er versuchte die schlechte Verbindung durch lautes Schreien zu kompensieren. Am Tunnelausgang testete er dann mit lautem HalloHallo ob sein Gesprächspartner noch dran ist. Okay, das hört bestimmt bald auf. So viel ich weiß, gibt es noch keine Handyflatrate, irgendwann wird er an seine Telefonkosten denken. Und so viele ML hat er bestimmt auch nicht zu verkaufen, dachte ich. Aber es kam anders. Er holte aus seinem Rucksack einen Stapel Computerausdrucke und auf jeder Seite war ein ML mit Foto, detaillierten Angaben zur Ausstattung, Zustand, Kilometerstand und Preisangabe. Ab jetzt wusste ich auch, dass ein ML ein Mercedes ist. Ich erfuhr auch, dass mein Sitznachbar Herr Merkel heißt, einige Telefonate führte er in einer Sprache, die ich nicht erkannte. Er ging die Blätter von oben durch und rief jeden Anbieter an und fragte ob die Karre noch zur Verfügung stand, prüfte noch mal die Angaben und handelte den Preis runter, ließ sich den ML reservieren, rief dann einen Käufer, dem er den ML für 4.000 € mehr anbot, ließ ihm 30 Minuten zur Entscheidung. Wie bitte? In einer halben Stunde will er immernoch telefonieren. Langsam nervte es. Leider gab es keine freien Plätze mehr. In Fulda hat sich Zug restlos gefüllt. Einige die um mich rum saßen stöhnten auch schon oder lächelten mich solidarisch an. Das gab mir Mut ihn zu fragen, ob ihm klar ist, dass es nervt. Offensichtlich wusste er das und war auch schon auf die passende Antwort vorbereitet. Jetzt platzte aus ihm heraus, dass das hier schließlich keine Ruheraum ist und er mich schließlich nicht gebeten hat sich neben mich zu setzen und er lässt sich nicht den Mund verbieten. Das war die Wutprobe ( "Die Wutprobe" ist einer der lustigsten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen, mit Jack Nicholson als Psychotherapeut)! Ich bot ihm noch an, dass er in das Mutter-Kind-Abteil gehen kann, das ist leer. Er meinte, dass ich ja dorthin gehen kann. Darauf rief eine Frau eine Reihe hinter mir „Malaka“ oder so, was ihn erschrak und er richtete sich plötzlich auf und wollte sehen, woher das kam. Aber gleich klein beigeben wollte er nicht. Ungefähr 3 Telefonate probierte er noch, ich freute mich über jeden Tunnel und jedes Funkloch. Endlich packte er seine Computerausdrucke in den Rucksack, den er fest auf seinem Schoß hielt und versuchte eine Computerzeitung zu lesen. So richtig konzentrieren konnte er sich aber auch nicht. Dann wollte er noch eine Colaflasche öffnen, als ein Anruf kam. Die Colaflasche wollte er auf den Ablagetisch stellen, den er aber nicht runterbekam, weil sein Rucksack so prallvoll war, wahrscheinlich waren die Geldbündel für mindestens 3 ML darin.
Was macht man mit so einem Typen als Sitznachbar am besten? Sollte man das einfach ertragen, auf sein Bedürfnis im Zug zu Lesen verzichten? Oder mithandeln? Ich habe mich ja dann auch für seine ML's interessiert und die Ausdrucke mitgelesen. Das hat ihm aber auch nicht gepaßt, er sah mich ganz böse an und wollte offensichtlich, dass ich wegsehe. Ich habe ihn dann noch vorsichtig gefragt, ob ich an ihm vorbei aus dem Fenster schauen darf. so richtig einverstanden war er damit auch nicht.
Ich habe dann lieber die Frau gefragt, ob sie mit mir einen Kaffee trinken möchte. Ich hätte mich so für die moralische Unterstützung bedanken können. Leider wollte sie gleich in Eisenach aussteigen. Sie erklärte mir noch, dass sie auf griechisch das schlimmste Wort sagte, was man einem griechischen Mann sagen kann. Erzählte mir noch, dass sie vor Kurzem in Mexiko das Haus von Frida Kahlo besucht hat, von den Farben so beeindruckt ist und nun ein Haus in Trusetal renoviert. Das wäre viel interessanter gewesen.

Thursday, March 08, 2007

Mond und Venus

Seit einem Monat habe ich einen neuen Job in Karlsruhe, einen neuen Nebenwohnsitz und seit ein paar Tagen eine neue Handynummer. Ich "tchiboniere" jetzt. Das ist nach meinen umfangreichen Recherchen in fast allen Geschäftsstellen der Telefonanbieter auf der Kaiserstrasse die preisgünstigste Variante Leute stundenlang zu belästigen, die noch einen Festnetzanschluss haben. Ihr könnt mich gerne unter der 0176-43031574 anrufen, ich rufe zurück.
Wenn ich letztes Wochenende in Karlsruhe geblieben wäre, hätte ich von der obersten frisch betonierten Decke auf meiner Baustelle diesen Blick gehabt.


Da ich aber eine BahnCard 100 habe und schon die ganze Woche einsame Abende in Karlsruhe verbracht habe, bin ich wie jedes Wochenende nach Weimar gefahren. Ab jetzt werde ich abends für Euch in diesen Blog schreiben.